Freitag, 7. Februar 2014

Der nervöse Kithara-Spieler

..oder angewandte Philosophie im Hier und Jetzt.

Seit einigen Monaten nehme ich Gitarrenunterricht. Etwa im November oder Dezember setzte mich mein Lehrer in Kenntnis darüber, dass ich im Februar an einem kleinen Konzert anwesend sein solle...allerdings nicht als Zuhörer wie ICH dachte, sondern als Teil der Vorstellung.
Sofort musste ich natürlich an Irvine denken, der in seinem Buch eine "banjo-recitation" scherzhaft als das Schlimmste bezeichnete, was er je erlebt habe.
Was soll ich sagen, ich war natürlich hypernervös. Wie würde das Publikum reagieren? Würde ich mich blamieren? Würde mein Gitarrenlehrer enttäuscht sein?
Alles Dinge die außerhalb meiner Kontrolle liegen. Das einzige was ich tun konnte war üben, üben, üben um optimal vorbereitet in die Situation zu gehen.

Epiktet bringt das Beispiel des nervösen Kithara-Spielers, der zwar alleine im stillen Kämmerlein sein Instrument hervorragend beherrscht, aber vor Publikum versagt. Sein Versagen allerdings rührt daher, dass er sich von äußerlichen, nicht seiner Kontrolle unterliegenden und damit "indifferenten" Dingen abhängig macht. Dem Wunsch dem Publikum zu gefallen oder auch einfach besonders "gut" zu spielen.

Aber GERADE der Wunsch, jetzt und hier BESONDERS gut zu sein, hindert uns daran unser Können frei fließen zu lassen.

Alle diese Gedanken halfen mir, meine Nervosität nicht überborden zu lassen. Als mein Auftritt gekommen war und ich mich auf die Bühne setzte, konnte ich mit Hilfe stoischer Einstellungen das Publikum weitestgehend ausblenden, und spielte einfach das was ich immer und immer wieder geübt hatte, so gut wie es in diesem Moment eben ging. Und siehe da, es war nicht perfekt, aber blamiert hatte ich mich auch nicht.

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