Freitag, 3. Januar 2014

Happy-End-Garantie?

Unser Kopf ist voll von Geschichten. Geschichten die wir gelesen, als Film im Kino gesehen oder als Aufführung im Theater gesehen haben. Eine gute Geschichte ist immer spannend, dramatisch, voller schicksalhafter Wechselfälle und geht meistens gut aus. Auch unsere Freunde und Familienmitglieder erzählen uns gerne gute Geschichten, die sie selbst erlebt haben. Dass dabei mal ein bisschen frisiert und dramatisiert wird schadet nichts, schließlich wollen wir als Zuhörer auch eine anständige Pointe. Und schließlich sind Geschichten unterhaltsam und lehrreich.

Was wir allerdings NIE tun sollten (und leider zu oft tun) ist, uns selbst Geschichten zu erzählen. Wenn wir unser Leben mit einem Roman verwechseln, werden unsere Erwartungen irrational. Dann glauben wir plötzlich, dass sich das Gute immer durchsetzt, oder dass es in unserem Leben nur DIE eine Liebe geben kann. Oder dass Emotionen wichtiger sind als Vernunft.
Wir geben dann den einfachen, nackten Tatsachen in unserem Leben schicksalhafte Bedeutungen. Oder vermuten Verhängnisse und Unheil, wo keines ist. Geben anderen Menschen die Schuld an unserer Situation, oder sehen weit zurückliegende Ereignisse als bestimmend für unser ganzes Leben an. Wir glauben dann vielleicht auch an den großen Retter, der unser Leben richten wird. Das kann der perfekte Partner, aber auch ein spiritueller Meister oder Seelsorger sein.

Die Dinge geschehen einfach im unabänderlichen Fluss der Atome und entziehen sich weitestgehend unserer Kontrolle. Unsere Urteile darüber jedoch stehen ganz in unserer Macht. Wenn wir uns Geschichten erzählen, die uns als Opfer beschreiben, oder als ohnmächtig einer Romanhandlung ausgeliefert, geben wir die einzige Macht ab, die wir haben.

Darum sollten wir uns darin üben, unseren inneren Dialog auf irrationale  (Lieblings-)Geschichten abzuhören, und uns nicht davor scheuen auch unsere Urteile über Vergangenes neu zu überdenken.

Das Leben ist einfach das Leben und kein Roman.

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