Donnerstag, 28. November 2013

Was mir im Wege steht WIRD mir zum Weg!

- Mark Aurel, Selbstbetrachtungen V, 20


Montagmorgen, Du kommst zur Arbeit, zwei Deiner Kollegen sind überraschend krank und ihre Arbeit bleibt an Dir hängen.
Du bist auf dem Weg in den wohlverdienten Urlaub und gerätst in einen Riesenstau auf dem Weg zum Flughafen.
Deine Freundin eröffnet Dir, dass sie mit einem anderen schläft und Du bitte bis zum 15. des Monats ausziehen möchtest.

Wer kennt sie nicht, die Schleudern und Pfeile des Geschicks?

In seinem Buch „Greeks to Geeks“ zitiert der Autor und Musiker Rohan Healy obigen Ausspruch Mark Aurels, glaubt aber, dass es sich dabei um einen buddhistischen Lehrsatz handele. Der Kern dieser Aussage ist, dass alle o.g. und ähnlichen Situationen des Lebens nicht nur einfach Kacke sind, sondern gleichzeitig etwas enthalten. Nämlich eine Lehre, eine Herausforderung oder einen positiven Aspekt. Bis man Letzteres findet, können unter Umständen Jahre ins Land ziehen, und auch die Lehre aus einer Situation kann zunächst einmal nicht klar erkennbar sein. Der Herausforderung aber können wir uns sofort stellen. Erfordert diese Situation Tapferkeit? Oder Selbstbeherrschung? Zeigt sie uns worüber wir die Kontrolle haben und worüber nicht? Erfordert sie die Tugend der Mäßigung? Enthält sie eine Versuchung zum "Foul Play"?
Epiktet sagt, man solle sich jeder Situation gegenüber klar machen, welche eigenen Ressourcen man gegenüber Schwierigkeiten besitzt.

Montagmorgen, Du kommst zur Arbeit, zwei Deiner Kollegen sind überraschend krank und ihre Arbeit bleibt an Dir hängen.
Du ermahnst Dich zur Ruhe und Übersicht, ordnest Die anstehenden Arbeiten nach Prioritäten, erledigst das Wichtigste zuerst, delegierst das weniger wichtige und vermeidest es ins Lamentieren Deiner Kollegen mit einzufallen.
Du bist auf dem Weg in den wohlverdienten Urlaub und gerätst in einen Riesenstau auf dem Weg zum Flughafen.
Du machst Dir klar, dass Du jetzt und hier nichts mehr ändern kannst, ermahnst Dich zur Ruhe, und überlegst schon einmal Alternativen für Deinen Urlaub.
Deine Freundin eröffnet Dir, dass sie mit einem anderen schläft und Du bitte bis zum 15. Des Monats ausziehen möchtest.
Harte Nuss zugegeben! Aber auch hier gilt: Das Verhalten der Anderen kannst DU nicht kontrollieren. Ein Mensch hat Dich enttäuscht, Alltag! Lass Deinen Schmerz zu, ermahne Dich aber so schnell wie möglich wieder zur Vernunft und mach Dir klar, dass es a) die große Liebe nicht gibt und b) kein anderer Mensch, keine Beziehung, sonder nur Du selbst Dir den Himmel oder die Hölle auf Erden schaffst.

Alle Beispielsituationen ändern sich dadurch nicht, das KÖNNEN sie auch garnicht, aber DU änderst Dich. Und wir erinnern uns: Wir, unsere Meinungen und unser Handeln ist das einzige was unserer Kontrolle unterliegt!




2 Kommentare:

  1. Hier wäre jetzt ein "Analyse-Werkzeugkasten" schön, der einem hilft, die Lehren aus lang andauernden "Zuständen" schneller die Lehren zu ziehen, um eine Änderung zu bewirken. Die Lebenszeit ist schließlich endlich ;-)

    Hast du bei den Stoikern irgendwas in der Richtung gelesen? Falls ja, was?

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    1. Am ehesten trifft das auf die abendliche Rückschau auf den Tag zu, die Seneca empfohlen hat. Professor Irvine behandelt dieses Thema, glaube ich, im Kapitel "Meditation". Anhand eines Fragenkataloges prüfte Seneca sich allabendlich, inwieweit er während der Ereignisse des Tages dem Ideal des Weisen treu geblieben ist. Macht man diese Rückschau schriftlich, beispielsweise in Form eines kleinen Tagebuches, kann daraus ein Werkzeug werden, das einen davor bewahrt die gleichen Fehler immer wieder zu begehen. Ich selbst habe mir beispielsweise mal spontan eine Liste der Leute gemacht, mit denen ich mich auf keine Diskussionen mehr einlasse, weil sie nicht die Fähigkeit haben ihren Standpunkt zu überprüfen, und mir das nur Energie abzieht.
      Die "Selbstbetrachtungen" von Mark Aurel sind wohl nichts anderes als sein persönliches Tagebuch. Anhand vieler Wiederholungen kann man annehmen, dass auch er an lang andauernden "Zuständen" litt. Ich denke große Veränderungen brauchen einfach Zeit, und es gibt kaum Abkürzungen, nur viele kleine tägliche Schritte.

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