Sonntag, 10. November 2013

Die Stoa von Marcel Dorfer



Auch im deutschsprachigen Raum gibt es Versuche, die Stoa für den Alltag des 21. Jahrhunderts handhabbar zu machen. Einer dieser Versuche ist das o.g. Buch. Obwohl das Anliegen des Autors absolut zu ehren ist,  scheitert der Anspruch des Buches ein Praxishandbuch zu sein an der Fülle von Informationen in nahezu unleserlicher Form. 
Der Autor reiht einen Schachtelsatz an den anderen, durchsetzt mit Klammern, Einschüben,Alternativformulierungen, Wiederholungen und Fachbegriffen. Die Übungen erschöpfen sich in stereotypen Anweisungen "man soll" über unrealistische Zeiträume hinweg.
Beispiel:
S. 60: "Die Tugend (àreté, virtus)- das Wesen des Guten; die in sich selbst einstimmige Vernunft; das abstrakte Ganze der Teile als solches, während tugendhafte Handlungen an ihr teilhaben (und Mittel zum Glück sind)- ist das grundsätzlich einzige Hilfsmittel des Menschen, das ihm zur Erreichung der Glückseligkeit im privaten wie auch im öffentlichen Leben zur Verfügung steht."

Im angelsächsischen Raum, der stark durch die Stoa beeinflusst wurde, ist es seit jeher gute Tradition, dass Fachbücher bei aller gründlichen Recherche und der hohen Kompetenz des Autors leicht und flüssig zu lesen sein müssen. Auf Fachtermini wird weitestgehend verzichtet, und der Anspruch ist es, dem Laien ein hochkomplexes Thema verständlich zu machen.

In Deutschland dagegen will der Autor eher mit seinem Fachwissen glänzen und zwingt den Leser, sich mit ihm aufs intellektuelle Hochreck zu schwingen. Mancher glaubt, je komplizierter er sich ausdrückt, desto wissenschaftlicher kommt er daher.


...schreibe, was zu schreiben ist, in einfachem Stile, wie es Dein Bedürfnis von Dir fordert, nicht um für Deinen Ruhm zu sorgen. -Seneca, Von der Gemütsruhe



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