Samstag, 19. Oktober 2013

Die sechs Säulen des Selbstwertgefühls

Eines der besten Bücher die ich bisher zum Thema Selbstwert gelesen habe ist das o.g. von Nathaniel Branden. Anstelle seichter Wohlfühl- und Selbstliebepsychologie gepaart mit eine paar Affirmationen und etwas Wellness, stellt Branden 6 sogenannte Praktiken in den Mittelpunkt seiner Überlegungen:

1)  Bewußt leben
2) Sich selbst annehmen
3)  Eigenverantwortlich leben
4) Sich selbstsicher behaupten
5) Zielgerichtet leben
6) Integrität

Auch wenn bei manchen dieser Formulierungen zunächst der typische Ratgeber- / Selbsthilfetenor anzuklingen scheint, legt Branden diese Praktiken sachlich, pragmatisch und ohne jedes esoterische Geschwafel aus.
Meiner Ansicht nach handelt es sich bei diesen sogenannten Praktiken um nichts anderes als das, was die antiken Philosophen als Tugenden bezeichneten. Man könnte die o.g. sechs Punkte auch folgendermassen umschreiben (und hier wähle ich teilweise Brandens eigene Worte):

1) Sein Leben unter die Herrschaft der Vernunft stellen -> Klugheit, Weisheit
2) Sich selbst ein Freund sein -> Milde, Mäßigung (anstatt Selbstüberforderung)
3) Niemanden ausnutzen und sich selbst nicht ausnutzen lassen -> Stolz, Unabhängigkeit
4) Tapferkeit, Aufrichtigkeit, Wahrheitsliebe, nicht schleimen, sich nicht verkaufen
5) Proaktives Handeln, Selbstdisziplin
6) Tugenden und Werte entwickeln und auch danach leben--> Fair Play, Gerechtigkeit

Am besten an Branden gefällt mir, dass er immer wieder unser Handeln in den Mittelpunkt stellt, nicht das theoretische Erörtern von Tugenden oder Werten. Letztere entstehen bei ihm ausschließlich durch unser Tun.

Nathaniel Branden ist kein Stoiker. Er war lange Zeit mit der Schriftstellerin und Philosophin Ayn Rand befreundet bevor er sich mit ihr überworfen hatte. Deren Philosophie, der Objektivismus prägt Brandens Denkweise immer noch. So sind die von ihm gewählten Beispiele oft deutlich prokapitalistisch, und naturgegebene Pflichten. jenseits von "Verträgen" scheint es für ihn nicht zu geben.
Auch seine Aussage "Mein Leben gehört mir!" könnte ich nicht vorbehaltlos unterschreiben. (siehe auch hier)

Nichtsdestotrotz ist das Buch ein wertvoller und empfehlenswerter Ratgeber für die eigene Lebensgestaltung.


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