Donnerstag, 19. Juni 2014

Die Suche nach Lust greift zu kurz!


Die Überschrift selbst tut es übrigens auch! Natürlich gibt es Situationen im Leben, in denen das Suchen nach Lust den Sinn einer Tätigkeit ausmacht. Sex ohne gezielt nach angenehmen Gefühlen zu streben ist für mich nicht vorstellbar.

Neulich hatte ich allerdings eine etwas intensivere Trainingsphase in der Kampfkunst die ich betreibe. Zu Beginn einer 2stündigen Einheit stellte ich fest, dass ich müde, durstig und lustlos war. Ich besann mich auf stoische Werte und beschloss, das Training trotzdem mit Anstand und Würde durchzuziehen, und es als  "voluntary discomfort" zu betrachten. Etwa eine Stunde später stellte ich fest, dass meine anfänglichen Beschwerden verschwunden waren, und ich mit Freude und Spaß trainierte.
Aus einer epikureischen Perspektive hätte ich niemals erwartet hier noch Lust zu finden, sondern hätte vielleicht das Training vorzeitig beendet. Nur dadurch, dass das Ziel ein Anderes war, nämlich Disziplin und Durchhaltvermögen zu zeigen, kam ich überhaupt an den Punkt an dem ich Spaß und Freude erfahren konnte.

Natürlich wird man jetzt einwenden, dass auch Epikur empfiehlt Unlust auf sich zu nehmen, um dafür größere Lust zu erfahren. Was aber ist, wenn im Vorfeld die zukünftige Freude garnicht zu erkennen ist? Neigt dann der Epikureer nicht dazu sich vorzeitig in sein Gärtchen zurück zu ziehen, während der Stoiker sich durchbeißt um seine Charakterstärke zu verbessern und am Ende möglicherweise (und unbeabsichtigt!) eine freudige Überraschung zu erleben?

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen